Kommissar Maigret
Der von dem Schriftsteller Georges Simenon erschaffene Jules Joseph Anthelme Maigret wurde im Jahr 1884 als Sohn eines Gutsverwalters auf Schloss Paray-le-Frésil, in der Nähe der Stadt Moulins im Département Allier in der Region Auvergne geboren, wo er auch aufwuchs.
Nach Beendigung seiner schulischen Ausbildung in der etwa 200km südlich von Paris gelegenen Stadt Moulins begann Maigret ein Studium der Medizin an der Sorbonne im Pariser Quartier Latin, dem traditionellen Studentenviertel von Paris.
Aus finanziellen Gründen konnte Maigret dieses Studium jedoch nicht beenden. Ermutigt von einem Mitbewohner der kleinen Pension, in der er wohnte, entschied er sich für eine Laufbahn bei der Polizei.
Für ihn ausschlaggebend für eine Laufbahn bei der Polizei war die soziale Sicherheit, die der Polizeidienst versprach.
Nachdem Jules Maigret zunächst einige Zeit in Bezirkskommissariaten verbracht hatte, führt seine berufliche Karriere ihn schließlich ins Hauptquartier der Pariser Kriminalpolizei an der Adresse 36 Quai des Orfèvres. Dort zu arbeiten war schon immer der Traum des jungen Polizisten.
Nach einigen Jahren als Inspektor folgte dann die Beförderung zum Kommissar und später die Beförderung zum Leiter der Mordkommission. Eine weitere Beförderung zum Leiter der Kriminalpolizei lehnte Kommissar Maigret jedoch ab. Kommissar Maigret wollte nicht nur am Schreibtisch sitzen und täglich mit den Leitern der verschiedenen Abteilungen konferieren.
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Im Verlaufe seiner Karriere bei der Pariser Kriminalpolizei hat Kommissar Maigret, eingeladen vom FBI (Federal Bureau of Investigation), auch einige Wochen in den USA verbracht.
Kommissar Maigret privat
Auf einer Geburtstagsfeier, zu der ein Freund ihn mitnahm, lernte Maigret Henriette, die spätere Madame Maigret kennen. Nach ihrer Hochzeit bezogen beide ihre Wohnung im Haus an der Adresse Boulevard Richard-Lenoir 132 in Paris. Maigret und seine Frau, die er stets mit Madame Maigret anspricht, gehen sehr respektvoll miteinander um.
Sie führen ein ruhiges Leben und versuchen, ihrem Freitagsritual entsprechend gemeinsam ins Kino zu gehen. Darüber hinaus treffen sich die beiden monatlich mit einem befreundeten Ehepaar. Ihre Wochenenden verbringen sie häufig in einer an der Seine gelegenen Pension etwas außerhalb von Paris. Das Essen dort ist gut und man kann dort gut fischen. Jahre später kauft das Ehepaar ein Häuschen in Meung-sur-Loire, einer kleinen Stadt am Nordufer der Loire, etwa 20 Kilometer westlich von Orléans.
Dieses Häuschen soll später auch der Hauptwohnsitz des Ehepaares werden, wenn Kommissar Maigret in den Ruhestand geht. Da Jules Maigret jedoch keinen Führerschein besitzt, wird das dem Ehepaar gehörende Fahrzeug immer von Madame Maigret gefahren.
Madame Maigret ist eine gute Köchin, die ihrem Mann stets eine mit Liebe gekochte Mahlzeit bereitstellt. Außerdem steht immer eine Kanne Kaffee für ihn bereit – sofern er erst in den frühen Morgenstunden heimkehrt, steht die Kaffeekanne auf der Warmhalteplatte.
Das Ehepaar ist kinderlos, wobei eine Tochter tot zur Welt kam, was Madame Maigret nie ganz verwunden hat.
Auch wenn Madame Maigret nur selten Fragen hinsichtlich der Polizeiarbeit stellt, nimmt sie doch Anteil an seiner Arbeit. Dies zeigt sich auch darin, dass sie zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen stellt oder Denkanstöße liefert, die Kommissar Maigret dabei helfen, bei einem Fall voran zu kommen oder ihn sogar zu lösen.
In einem Fall kommt es sogar so weit, dass sie für eine kurze Zeit die Ermittlungen für ihren Mann übernimmt.
Maigret im Gai-Moulin: Roman - Taschenbuch von Georges Simenon
Ermittlungen mit stoischer Ruhe
Kommissar Maigret ist stets korrekt mit Anzug, Hut und Mantel gekleidet. Er trinkt viel Kaffee und auch gern Bier. Er löst seine Fälle in den meisten Fällen ohne jedes Anzeichen von Hektik, sondern sitzt häufig in einem Lokal, raucht Pfeife und trinkt ein Bier.
Während er scheinbar unbeteiligt dasitzt und sein Bier genießt, überdenkt er die bisher erhaltenen Hinweise zur Lösung eines Falles. Der Kommissar ist ein aufmerksamer Beobachter und guter Zuhörer, der über ein großes Maß an Menschenkenntnis verfügt.
Neben seiner Wohnung ist auch sein Büro am Quai des Orfèvres ein immer wiederkehrender Ort, von wo aus er einen Blick auf die Seine werfen kann. Kommissar Maigret hat es zumeist mit Verbrechern zu tun, die durch Situation und Gefühlslage eines Tages einen Mord oder eine andere Straftat begehen.
Mit Berufsverbrechern hingegen hat er es eher selten zu tun. Maigret ist auch immer bemüht, das Motiv des Täters zu verstehen, was dazu führen kann, dass er auch schon mal einen Täter laufen lässt.
Im Vergleich mit Pater Brown, der den reuigen Täter Gott näher bringen will und nur ein eher geringes Interesse hat, einen Verbrecher der Justiz zuzuführen, lässt Maigret auch schon Mal einen Täter laufen, sofern er dessen Motiv verstanden hat und es sich nicht um ein Kapitalverbrechen handelt.
Ganz im Gegensatz zu Sherlock Holmes macht sich Kommissar Maigret zu Beginn der Ermittlungen zunächst einmal mit dem Umfeld bekannt. Er besucht Leute und führt Unterhaltungen.
Er sitzt in einer nahe gelegenen Bar, hört zu, trinkt ein Bier oder einen Calvados und raucht seine Pfeife. Er beobachtet die Menschen und wartet ab, wie diese sich verhalten. Er entwickelt ein Gespür für die örtlichen Gegebenheiten sowie die Menschen, die hier ansässig sind.
Kommissar Maigret ist ein Mensch, der über ein hohes Maß an Geduld verfügt. Im Verlaufe der Ermittlungen kehrt er auch häufiger zum Ort des Verbrechens zurück. Dort unterhält er sich mit verschiedenen Personen im Umfeld, wobei diese Unterhaltungen für einen Außenstehenden nutzlos erscheinen mögen.
Für Maigret sind diese Gespräche wichtig, denn er beobachtet, hört zu und so manches mal bringt ihn eine scheinbare Nebensächlichkeit in einem solchen Gespräch auf die Lösung.
Je länger ein Fall andauert und je näher dessen Aufklärung bevorsteht, desto mehr ändert sich auch die Gemütslage von Kommissar Jules Maigret. Er wird unzugänglicher und mürrischer und ist erst zufrieden, wenn die Ermittlungen beendet werden können.
Es gibt viele Verfilmungen der Geschichten um den berühmten Pariser Kommissar, wobei Jean Gabin und Jean Richard wahrscheinlich die bekanntesten Darsteller des Kommissar Maigret sein dürften.
Maigret und seine Skrupel - Hörbuch – Ungekürzte Ausgabe von Georges Simenon
War Ihnen bekannt dass die Kriminalgeschichte „Unterm Birnbaum“ des Autors Theodor Fontane zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ erschien?